

Caraval:
Es war einmal eine Lese-Ratte, die mit der Erwartung einer märchenhaften seichten Geschichte an dieses Buch herangegangen ist. Enttäuscht wurde ich zunächst nicht, aber die Geschichte entwickelte sich doch deutlicher düsterer und fesselnder als ich erwartet hatte.
Caraval ist ein magisches Spiel, dass jedes Jahr vom mysteriösen Spielmacher Legend durchgeführt wird. Die Schwestern Scarlett und Donatella Dragna wollen am diesjährigen Spiel teilnehmen, dessen Gewinn in diesem Jahr ein freier Wunsch ist.
Zunächst entwickelte sich die Story in etwa so klischeehaft und leicht kitschig, wie ich erwartet hatte. Die Schwestern haben nur sich selbst, haben früh ihrer Mutter verloren, ihr Vater ist ein grausamer und gewalttätiger Mann, der ihre Töchter nicht zum Caraval gehen lassen möchte. Daher schleichen sie sich mit Hilfe des Seemanns Julian weg, um auf der Privatinsel von Legend an dem Spiel teilzunehmen, dass mit den Sinnen spielte und Fantasie und Realität miteinander verschwimmen lässt.
Im Laufe des Spiels entwickelt sich die Geschichte allerdings zu einer weit düsteren und verworrener Version mit vielen aufzudeckenden Geheimnissen und Zusammenhänge.
Zu Beginn hatte ich ein wenig Probleme mit den Charakteren, da ich wenig Sympathie für beide Schwestern aufbringen konnte. Donatellas rebellischer Charakter fand ich einfach nur trotzig und Scarlett war die super spießige Naivität in Person (und das muss schon was heißen, denn ich hab schon einige Dark Romance gelesen, die oft zu Beginn nur von naiven FMC leben). Kurz gesagt: ziemlich flache Charaktere. Was mich zusätzlich ein wenig irritierte und verhinderte, dass ich schnell in die Geschichte reinkam, war die vielen und ausführlichen Beschreibungen der Farben. Alles wird in diesem Buch mit Farben umschrieben, nicht nur die Umgebung (die teilweise nicht die üblichen Farben hat), sondern auch Gefühle, Gerüche oder die Aura von Menschen. Und es werden auch nicht einfach nur die einfachen Farben rot, gelb, grün usw. genutzt, sondern außergewöhnlich beschriebene Farben, wie kirschblütenrosa oder buttrig-gelb (nur zwei Beispiele von vielen, die ich noch im Kopf hatte). Nachdem man sich aber einmal an diese Beschreibungen und auch die häufigen Wechsel der märchenhaft-fantastischen Umgebungen (wenn sich der Charakter einmal umdreht, steht sie plötzlich an einem ganz anderen Ort) gewöhnt hat, fesselte mich die Geschichte mich schon sehr und ich bin so ab der Hälfte nur so durch die Seiten geflogen. Julian als Charakter mochte ich von Anfang an, inklusive seiner selbstbewussten großen Klappe und seinem Spitznamen für Scarlett „Crimson“. Die Autorin Stephanie Garber hat es im Laufe des Buches geschafft mich davon zu überzeugen, dass Julian sowohl der Held als auch der Schurke der Geschichte sein könnte. Was genau er am Ende ist, verrate ich natürlich nicht. Scarlett macht auf jeden Fall eine ordentliche Charakterentwicklung durch. Wie schon erwähnt, spricht die Geschichte nicht nur märchenhaften Magie, sondern auch einige düstere Themen an, wie Mord, Selbstmord oder versuchte Vergewaltigung an. Auch wenn es sich makaber anhört, brachten diese düsteren Themen die Geschichte in Schwung und fesselten die Aufmerksamkeit.
Wer also märchenhafte Geschichten mit ernsten Hintergrund mag, ist mit dieser Geschichte genau richtig! Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spielen sie noch heute 😉
Legendary:
Kurz nach Ende des Spiels in Caraval, startet zu Ehren des 75. Geburtstags der Kaiserin nur wenige Wochen später das nächste Spiel. Diesmal ist die Bühne die Hauptstadt des Kaiserreichs Valenda. Die Schwestern Scarlett und Donatella reisen gemeinsam mit den Darstellern von Legend in die Stadt. Dieses Mal nimmt Donatella an den Spielen teil. Durch ihre eingefädelten Intrigen aus dem vorherigen Spiel und weiteren Wünschen, die sie sich gern erfüllen möchte, hat sie Schulden bei einem mächtigen Gegenspieler. Mit dem Gewinn des aktuellen Caravals könnte sie diese Schulden begleichen. Doch als immer mehr magische Kreaturen und Mächte und Gegenspieler auftauchen und auch die Politik und die Sicherheit des Reiches auf dem Spiel steht, merkt Donatella schnell, dass dieses Caraval diesmal Realität wird und ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
Der zweite Teil hat mir genau so sehr gefallen, wie der erste, vielleicht sogar noch ein kleines bisschen mehr. Obwohl ich mich selbst eher so einschätze wie Scarlett, eher zurückhaltend und auf Sicherheit bedacht, mag ich Donatella als Charakter sehr. Vielleicht weil ich mir wünschte ein wenig so draufgängerisch und mutig zu sein, wie sie. Ihre Entscheidungen sind oft automatisch nachvollziehbar oder aber ihre Gedankengänge werden so beschrieben, dass die Entscheidung nachvollziehbar wird. Wieder werden außergewöhnliche Farben bei den Beschreibungen benutzt, auch wenn es nicht so viel ist, wie in Band 1. Vielleicht hat man sich daran gewöhnt, vielleicht ist es auch nicht mehr so ganz intensiv benutzt. Trotzdem hab ich eine neue Farbkombination für mich als Lieblingsfarbe entdeckt: Blutunterlaufendes Blau (was auch immer sich jeder einzelne von uns darunter vorstellt).
Band 2 Legendary endet mit einem ziemlichen Paukenschlag und geht nahtlos in Band 3 Finale über.
Finale:
Passenderweise heißt das Finale der Trilogie genau so: Finale. In diesem Teil findet kein weiteres Caraval mehr als Spiel statt. Stattdessen entdecken Scarlett und Donatella neue Geheimnisse und Enthüllungen und haben sich so sehr in die Geheimnisse und Machenschaften von Legend und den Schicksalsmächten verstrickt, dass sie sich mit verantwortlich fühlen ihre Freunde, Familien und das ganze Reich zu retten. Dabei müssen beide Schwestern schier unmögliche Entscheidungen treffen. Unterstützt werden sie dabei weiterhin von den bekannten und geliebten Jungs Julian, Dante, Legend, Jacks und ein paar andere.
Dieser Band hat abwechselnde POVs beider Schwestern und ja: diese Besonderheit der Farbenbeschreibung hat gerade bei Scarlett tatsächlich einen Hintergrund und wird in diesem Teil fantastisch aufgelöst.
Insgesamt habe ich in der kompletten Reihe, aber gerade in Band 2 und Anfang von Band 3 das Gefühl, dass der Autorin Stephanie Garber erst während des Schreibens einfällt, wie es weiter geht mit der Geschichte. Und das meine ich keinesfalls negativ, sondern eher im Gegenteil! Es macht die Geschichte irgendwie realistischer. Und ja ich weiß, das hört sich bei einem Fantasy-Buch paradox an, aber was ich damit meine, ist dass die Geschichte dadurch näher am echten Leben wirkt. Es kommt immer mal wieder zu Situationen in den Büchern, die im großen und ganzen den Verlauf der Geschichte nicht verändern. Also es ist fast egal, ob diese Situation geschildert wird oder nicht, der rote Faden wird dadurch nicht in eine andere Richtung gelenkt. Trotzdem prägt jede Begegnung ja doch auch die Charaktere und hat Einfluss auf Entscheidungen. Genau so wie es in unserem Alltag auch ist. Manchmal passiert einem etwas, das keinerlei Einfluss zu haben scheint, wie dein Tag weiter geht oder endet und man denkt auch nicht lange drüber nach.
Am Ende fügt sich aber sehr vieles wieder zusammen und man merkt deutlich, dass Stephanie Garber sich viele Gedanken, um ihre Charaktere und ihre Geschichten gemacht hat.
Zusammenfassend ist die Caraval-Reihe der Traum junger Mädchen über das Erwachsen werden, Magie und vor allem die Macht wahrer Liebe, untergebracht in einer dramatischen Geschichte.
Die Reihe hat mich in einen kleinen Book-Hangover gestürzt und ich hätte gern noch ein bisschen mehr Zeit in dieser außergewöhnlichen Welt verbracht. Es gibt noch einen Spin-off, die Once upon a broken heart-Reihe, die ich auf jeden Fall auf meine TBR setze!
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